Die große Heilkraft der Zwiebel entdecken

Heilkraft der Zwiebel
Heilkraft der Zwiebel (Bild: Pixabay)

Auch wenn nicht jeder ihren scharfen Geschmack mag, die Zwiebel heilt, stärkt und schützt schon seit alters her. Wir sind in die Geschichte der Zwiebel gereist und haben ein paar wunderbare Rezepte mitgebracht

Tutanchamun vertraute auf die Heilkraft der Zwiebel! Nun ja, mit Sicherheit wissen wir das nicht. Bestätigt ist nur, dass in seinem Grab Zwiebelreste gefunden wurden. Denn die alten Ägypter glaubten, dass die Zwiebel Tote wieder zum Leben erwecken könne. Auf jeden Fall galt die Zwiebel als Synonym für Vitalität und Stärke. Beim Bau der ägyptischen Pyramiden wurden die Arbeiter mit Zwiebeln versorgt, um sie für die Schwerstarbeit fit zu machen. Und römische Gladiatoren sollen sich mit dem Saft der Zwiebel eingerieben haben, um ihre Muskeln zu stählen. In China soll sie schon vor mehr als 5000 Jahren angebaut worden sein und sogar in einem altbabylonischen Tontafel-Kochbuch hat sie ihre Spuren hinterlassen. Kein Wunder, denn die Powerknolle ließ und lässt sich vielseitig verwenden und gut lagern. Zudem verleiht ihre leichte Schärfe Speisen das gewisse Etwas. Und das hat sich bis heute kaum geändert. Zwiebeln gehören weltweit zu den beliebtesten Gemüsesorten. Jeder Deutsche verzehrt etwa sieben Kilogramm Zwiebeln pro Jahr.

Die Zwiebel braucht zwei Jahre zum Reifen

Botanisch gesehen gehört sie zu den essbaren Liliengewächsen, den Alliaceae. Durch sorgfältige Auslese haben sich im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Arten entwickelt, die sich vor allem durch die Form und Farbe ihrer Knollen sowie durch ihre Größe unterscheiden. Was für uns eine Zwiebel ausmacht, ist aber eigentlich nur der Teil, der unter der Erde wächst. An der zu einer Scheibe verkürzten Sprossachse – auch als Zwiebelkuchen oder Zwiebelscheibe bezeichnet – setzen verdickte, fleischige Schuppenblätter, die sogenannten Zwiebelschuppen, an, die der Speicherung dienen. Wir kennen sie als Zwiebelschalen. Die Landwirtschaft säht ab Februar Zwiebelsamen aus oder steckt vorgezogene Steckzwiebeln ab März/April in die aufgelockerte Erde. Dabei bevorzugt die Zwiebel humosen lockeren Boden.

Im ersten Jahr bilden sich nur Blätter, die im Herbst wieder absterben. Die Zwiebel zieht sich in den Boden zurück. Sie überwintert im Boden und treibt im Frühjahr erneut aus. Jetzt – im zwei- ten Jahr – bildet sie ihre Blüte aus: ein kugelförmiges Gebilde auf einem blattlosen, bis zu 80 Zentimeter langen Spross. Geerntet wird im Spätsommer. Wird die Zwiebel nicht geerntet, erscheinen ihre oberirdischen Organe als Pflanze auch im dritten Jahr wieder.

Mit Schwefelverbindungen gegen Bakterien und Erkältungen

Heute zählt die Zwiebel zum Powerfood. Im Mittelalter dagegen galt sie nicht unbedingt als großer Heilbringer. So schreibt Hildegard von Bingen in ihrem berühmten Werk „Physica“, in dem sie die Pflanzenwelt ihrer Zeit beschreibt: „Die Zwiebel hat keine rechte Wärme, sondern aggressive Feuchtigkeit. Sie ist roh gegessen ebenso giftig und schädlich wie der Saft unnützer Kräuter. Gekocht ist sie gesund zu es- sen, weil durch das Feuer die Schadstoffe in ihr vermindert sind.“ Aufgrund ihrer Feuchtigkeit empfiehlt Hildegard von Bingen die Zwiebel daher nur bei Fieber und bei Gicht. Erst Paracelsus hebt die Zwiebel im 16. Jahrhundert auf ein Podest. Er hat den Satz geprägt: „Eine Zwiebel ist so viel wert wie eine ganze Apotheke.“ Und die moderne Forschung hat seine Einschätzung inzwischen bestätigt.

Die Zwiebel enthält nämlich schwefelhaltige Aminosäuren, darunter das Alliin, das uns so schön zum Weinen bringt, wenn wir eine Zwiebel schneiden. Beim Schneiden kommt das nicht flüchtige Alliin nämlich mit dem Enzym Alliinase in Kontakt, und es entsteht das lauchartig riechende, flüchtige Allicin, das so gern in den Augen beißt.
Genau diese Schwefelverbindung wirkt antibakteriell und wird daher auch bei Erkältungskrankheiten in Form von Zwiebelsirup und bei Ohrenschmerzen als Zwiebelsäckchen eingesetzt. Bei festsitzendem Schleim in der Brust hat sich ein Brustwickel bewährt. Dazu die feingehackten Zwiebeln in einem umgedrehten Kochtopfdeckel über einem Wasserdampfbad auf 40 Grad erwärmen, in eine Mullbinde geben und eine halbe bis eine Stunde auf der Brust wirken lassen. Zwiebeln wirken außerdem antiasthmatisch. Man müsste allerdings schon 400 ml Zwiebelsaft pro Tag trinken, um die Dosis zu erreichen, die die Bronchialmuskulatur entspannt.

Die Heilkraft der Zwiebel schützt vor hohem Cholesterin und Herzinfarkt

Die schwefelhaltigen Wirkstoffe schützen zudem die Zellwände. Sie senken Blutdruck und Cholesterin und wirken so Gefäßverkalkung, Herzinfarkt oder Schlaganfall entgegen. Unterstützt wird die Wirkung noch durch das in den Zwie- beln enthaltene Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Vitamin C. Chinesische Forscher haben nachgewiesen, dass Zwiebelsaft mit viel Quercetin das Cholesterin senkt. Durch die Einnahme des Zwiebelsafts konnte sowohl das LDL-Cholesterin als auch das Gesamtcholesterin im Blut stark gesenkt werden. Das Diphenylamin aus der Zwiebel wirkt überdies stark blutzuckersenkend.

Eine finnische Studie über 26 Jahre lässt vermuten, dass der tägliche Verzehr von fünf Gramm Zwiebeln zusammen mit einem Apfel bei Frauen tödliche Herzkrankheiten signifikant verringert. Gleichzeitig hemmen die Schwefelverbindungen die Blutgerinnung, sodass Zwiebeln ebenfalls Thrombosen vorbeugen können.

Fruktane können schwer verträglich sein

Obwohl die Zwiebel ein Speicherorgan ist, enthält die Knolle keine Kohlenhydrate, sondern Inulin. Inulin wird zusammengebaut aus Fruktanen. Und die wiederum setzen sich fast ausschließlich aus Fruchtzucker, also Fructose zusammen. Wird es im Boden zu trocken, sorgen die Fruktane dafür, dass die Zwiebel nicht vertrocknet. Hildegard von Bin- gen hat die Zwiebel genau aus diesem Grund den feuchten Pflanzen zugeordnet. Forscher der University of Oslo vermuten nun, dass genau diese Fruktane der eigentliche Verursacher von Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) sind. Definitiv sind sie in Form der rohen Zwiebel nur schwer bekömmlich, weil sie im Dünndarm schlecht resorbiert werden. Empfindliche Mägen reagieren mit Blähungen und Bauchschmerzen. Nur wer Fruktane gut verdauen kann, den kann die Zwiebel gegen Influenza-A-Viren, also gegen die Grippe, schützen.

Zwiebelsaft gegen Narben

In der Küche nimmt die würzige Zwiebel eine Spitzenstellung ein. Dabei spielt sie selten die Hauptrolle, sondern dient meist als Würzgrundlage, um Gerichten ein wenig feine Schärfe einzuhauchen. Während die gelben Zwiebeln besonders scharf schmecken, eignen sich die milden roten Zwiebeln auch sehr gut für Salate. Zwiebelsaft macht Fleisch besonders zart. Was Fleisch zart macht, funktioniert übrigens auch bei Narben. Wer eine Narbe nach einer Operation regelmäßig mit einer Zwiebelextrakt-Salbe einreibt, hat gute Chancen, dass die Narbe kaum sichtbar sein wird. Denn die Wirkstoffe der Zwiebel wirken kühlend und damit abschwellend, antibakteriell und entzündungshemmend. Selbst Schulmediziner nutzen den Zwiebelextrakt. Neun Wochen nach einer Operation wird empfohlen, die Salbe zweimal täglich in die Narbenregion einzumassieren.

Abnehmen mit Zwiebeln

Zwiebeln können auch beim Abnehmen helfen. Zum einen weil sie mit 28 Kilokalorien pro 100 Gramm kaum Kalorien haben. Und zum anderen weil ihre Inhaltsstoffe den Aufbau von Cystein ermöglichen. Cystein ist einer der Bestandteile für Taurin. Und dieser Stoff sorgt dafür, dass in der Hirnan- hangsdrüse bestimmte Hormone ausgeschüttet werden, die den Fettabbau beflügeln.

Von der ägyptischen Knolle als Grabbeigabe über die aggressive Feuchtigkeit bei Hildegard von Bingen bis zum modernen Fatburner hat die Zwiebel eine lange Reise ge- macht. Man könnte fast sagen, die Zwiebel bewirkt mit jeder ihrer sieben Schichten eine andere Wohltat im Körper. Sie heilt, sie stärkt, sie schützt. Sie schmeckt süß wie würzig, roh wie gekocht und ist auch noch günstig. Nur Tote ins Leben zurückholen, das schafft auch die Zwiebel nicht.

Unser Rezept: Zwiebelsirup

Bei Husten und Erkältung kann ein Zwiebelsirup Wunder wirken. Schneiden Sie mehrere große Zwiebeln in Scheiben, vermischen Sie sie mit Zucker oder Honig und lassen Sie die Mischung über Nacht ziehen (mindestens 12 Stunden). Nehmen Sie alle 2 bis 3 Stunden 1 bis 2 Esslöffel des wässrigen Saftes, der sich mit der Mischung gebildet hat.

Vitalbrühe steigert die Lebenskraft

Ähnlich wirksam wie die berühmte Hühnersuppe ist diese nahrhafte Gemüsebrühe. Sie benötigen 2 Gemüsezwiebeln, 2-4 Stangen Sellerie mit Grün, 3-4 Karotten, 2 Knoblauchzehen und 2 Kartoffeln. Schälen und putzen Sie das Gemüse und schneiden Sie alles klein. Kochen Sie es mit 1,5 Liter Wasser auf 1 Liter ein. Geben Sie die Brühe durch ein Sieb und würzen Sie mit Salz, Pfeffer, gestoßenem Kümmel und Thymian. 1 EL Weizenkeimöl einrühren. Warm trinken.

Omas Tipp: Zwiebelsäckchen

Auch gegen Ohrenschmerzen ist die Zwiebel ein gutes Mittel, und zwar nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer nach intensivem Schwimmen und Tauchen. Hacken Sie 2–3 Zwiebeln und füllen Sie sie in ein kleines Stoffsäckchen oder eine Socke. Bringen Sie etwas Wasser in einem Topf zum Kochen. Drehen Sie den Topfdeckel um und legen Sie Säckchen oder Socke auf den Deckel, bis sie warm sind. Nehmen Sie sie herunter und rollen Sie mit einer Flasche über Säckchen oder Socke, um etwas Saft auszupressen. Legen Sie das Säckchen mindestens 1 bis 2 Stunden auf das schmerzende Ohr, am besten die ganze Nacht.

Probieren Sie mal: Zwiebelmarmelade

Wer die Schärfe nicht mag, liebt diese Zubereitung: 1/2 kg geschälte Zwiebeln würfeln und mit Öl bei 200° C circa 25 Min. im Backofen schmoren. Mit 200 g Rohzucker in einen großen Topf geben, mit Wasser aufgießen und auf niedriger Hitze unter ständigem Rühren ca 30 Min. karamellisieren. Mit Balsamico-Essig abschmecken und 15 Min. ruhen lassen. Abfüllen und kühl stellen.

geschrieben von
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