Wie unser Immunsystem arbeitet und was es stärkt

Immunkraft stärken
Immunkraft stärken (Bild: Pixabay)

Gerade jetzt, lernen wir wieder, wie wichtig unsere Immunkräfte sind. Der Mensch verfügt über verschiedene Möglichkeiten, Erreger und Mikroorganismen abzuwehren, die vom Körper als fremd eingestuft werden

Angelika Franke und Hildegard Riedmair

Wir unterscheiden dabei ein angeborenes unspezifisches Immunsystem, das schnell wirkt, und ein erworbenes spezifisches Immunsystem, das langsamer arbeitet, sich gegen spezielle Erreger richten kann und laufend trainiert wird. 

Schutz durch das angeborene Immunsystem

Zunächst schützt uns, ähnlich wie unsere Kleidung, eine
äußere Barriere, die zu unserem unspezifischen Immunsystem gehört: die Haut und unsere Schleimhaut. Die Schleimhaut liegt im Inneren des Körpers, hat allerdings Kontakt zur Außenwelt, sobald wir atmen oder etwas essen. Dabei wird die Darmschleimhaut innen auch zur äußeren Barriere gezählt. Sie muss intakt sein, wenn sie uns vor Krankheitskeimen schützen soll. Um die Schleimhaut abzudichten, setzt man in der Naturheilkunde auf gerbstoffhaltige Heilpflanzen, wenn man beispielsweise an einer Magen-Darm-Infektion mit Durchfall leidet. 

Um Erreger abzuwehren, gehören zu unserer Barriere auch Körperflüssigkeiten, wie zum Beispiel die Salzsäure des Magens oder antimikrobielle Stoffe, die sich in unserem Speichel und in der Tränenflüssigkeit befinden. 

Sollte die Barriere verletzt sein, weil wir beispielsweise eine offene Stelle am Zahnfleisch haben, werden die sogenannten Makrophagen aktiviert. Diese Zellen fressen die eingedrungenen Erreger einfach auf. Mit unseren Heilpflanzen lässt sich dieser Prozess gut unterstützen. Die gerbstoffhaltige Blutwurz oder die heilkräftige Kamille unterstützen die Wundheilung und verschließen die Barriere.

Zum angeborenen Immunsystem zählt darüber hinaus das sogenannte Komplementsystem. Es dient dazu, Bakterien und andere körperfremde Zellen über Signalstoffe, die in einer Kaskade aktiviert werden, unschädlich zu machen. Spezielle Lymphozyten, die sogenannten Killerzellen, vernichten zusätzlich laufend virus- oder krebsartig veränderte Zellen. Auftretende Entzündungsreaktionen wie Rötung, Schwellung und Schmerz lindert man naturheilkundlich mit Wirkstoffen, wie sie beispielsweise in der Brennnessel oder der Hagebutte vorkommen. 

Schutz durch das erworbene Immunsystem

Beim erworbenen Immunsystem werden spezielle Antikörper nach dem ersten Kontakt mit bestimmten Erregern wie etwa dem Influenza-A-Virus produziert. Diese Antikörper binden sich an die sogenannten Antigene nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Auf diese Weise tötet unser Immunsystem Krankheitserreger ab. Bestimmte Zelltypen aus der Gruppe der weißen Blutkörperchen stehen für diese Aufgabe zur Verfügung: die T-Lymphozyten und die B-Lymphozyten, die mit den Plasmazellen für die Bildung der Antikörper zuständig sind. Als Antikörper bezeichnet man spezielle Eiweiße, die nach einer Infektion im Körper verbleiben. Aus diesem Grund erkrankt man zum Beispiel an Kinderkrankheiten meist lediglich einmal, da die Antikörper lebenslange Immunität hervorrufen. 

Der Darm: Wo unsere Abwehr sitzt

Eine besondere Schlüsselstelle erfüllt der Darm. Zum einen sorgt eine intakte Schleimhaut dafür, dass fremde Organismen nicht in den Körper gelangen, zum anderen finden wir hier ein Trainingslager für unsere weißen Blutkörperchen, die unter anderem in den Peyer’schen Plaques gebildet und differenziert werden. Die Peyer’schen Plaques sind flache Lymphfollikel, die im Dünndarm zu finden sind und mit allen im Darm befindlichen Abwehrzellen etwa 70 bis 80 Prozent unseres gesamten Immunsystems ausmachen. Somit sitzt der Großteil unserer Abwehr im Darm. Das bedeutet auch, dass uns eine intakte Darmflora etwa vor Erkältungen schützt. Indem wir viel grünes Gemüse, Gewürzkräuter, frisches Obst und Vollkornprodukte essen, liefern wir den
hilfreichen Darmbakterien das notwendige Futter. 

Der Darm steht darüber hinaus mit unserem Gehirn in enger Verbindung – beide Organe kommunizieren über Hormone miteinander. Wir sprechen auch vom Bauchgefühl. Psychischer Stress, zum Beispiel durch Sorgen oder Arbeitsüberlastung, wirkt sich unmittelbar auf unsere Darmflora und damit auf unsere Widerstandskraft aus. Im Volksmund weiß man schon lange: „Angst schlägt einem auf den Magen“ oder „Man macht sich vor Angst in die Hose“. Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Meditation, Sport und der Aufenthalt im Freien bei jedem Wetter wirken sich positiv auf unser Immunsystem aus.

Tipp: Pflanzliche Alternativen bei Infekten

Antibiotika-Gaben sollten dem Notfall vorbehalten sein. Denn sie zerstören unsere Darmflora und schwächen auf diese Weise unser Immunsystem. Alternativen aus dem Pflanzenreich wären beispielsweise bei einem grippalen Infekt mit bakterieller Beteiligung die Kapuzinerkresse, der Meerrettich oder der Thymian.

Mikronährstoffe: Auf die Dosis kommt es an

Unser Organismus benötigt für einen reibungslosen Ablauf aller Funktionen eine Vielzahl von Mikronährstoffen, die auch für den Aufbau von Zellen, Botenstoffen und wichtigen Enzymen erforderlich sind. Dazu gehören Mineralien, Spurenelemente und Vitamine. Besonders bedeutsam für unser Immunsystem sind unter anderem Vitamin C, Zink, Selen, Magnesium, Vitamin E, Eisen und vor allem sekundäre Pflanzenstoffe, wie sie in Wildkräutern, Beeren und grünem Gemüse vorkommen. Es macht wenig Sinn, einfach viel Vitamin C und Zink zur Vorsorge gegen Erkältung einzunehmen, wenn grundsätzlich ein starker Mangel an Mikronährstoffen vorherrscht. Ursache hierfür wären zum Beispiel chronische Leiden wie rheumatoide Arthritis, Psoriasis oder Fibromyalgie. In den letzten Jahren verzeichnen wir eine stetige Zunahme dieser Erkrankungen. Weitere Ursachen sind chronische Schmerzen oder auch Stress. Deshalb ist es manchmal sinnvoll, dem Körper zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung die fehlenden Mikronährstoffe einzeln zuzuführen. Um die entsprechenden Dosierungen zu bestimmen, sind aussagekräftige Laborwerte von Vorteil, da eine Überdosierung mit bestimmten Mikronährstoffen gefährlich sein kann. Selen ruft beispielsweise in einer zu hohen Dosis Vergiftungserscheinungen hervor.

Tipp: Saft- und Nährstoffkonzentrate

Wenn man keine Blutuntersuchung bezahlen will, kann man sich mit standardisierten Mikronährstoffen zum Beispiel von der Firma Orthomol behelfen. Eine schöne pflanzliche und wohlschmeckende Alternative wären das Saftkonzentrat von La Vita oder die flüssigen Nährstoffkonzentrate von Cellagon. Diese bestellt man direkt beim Hersteller über das Internet. Sichere Präparate, deren Inhalt speziell für unseren Organismus zusammengestellt ist, empfehlen wir ansonsten, über die Apotheke zu beziehen.  

Mehr von Angelika Franke und Hildegard Riedmair

Der Meerrettich: krampflösendes Antibiotikum

Mit seinen Senfölglycosiden wirkt der Meerrettich wie ein natürliches Antibiotikum und krampflösend....
weiterlesen