Stacheliger Schatz: Die Große Klette

Wegen ihres hohen Anteils an Antioxidantien hilft die Klette, unser Immunsystem zu stärken und uns vor freien Radikalen zu schützen. (Bild: Pixabay)

Die Klette galt früher als Schutz spendend und wurde verehrt. Seit alters her schätzt man sie auch als Heilpflanze, die reinigend und stärkend für Haut, Blut, Herz, Darm und Immunsystem wirkt.

Die Große Klette (Arctium lappa) kennen wir wohl alle, weil sie bei Kontakt so leicht und fest an unserer Kleidung oder am Fell von Tieren anhaftet. So sorgt die Klette für ihre Verbreitung. Dem Schweizer Georges de Mestral (1907–1990) diente sie als Vorbild für die Entwicklung des Klettverschlusses. Sie ist im gesamten eurasischen Raum verbreitet, am häufigsten in Mittel- und Osteuropa sowie in den südlichen Teilen Skandinaviens und in England. Nicht zu finden ist sie auf der iberischen Halbinsel und im nördlichen Teil Skandinaviens.

Als Ruderalpflanze wächst sie gern in Auwäldern, an Wegen, Wald- und Wiesenrändern, Bachufern, auf Dämmen, Mauern, Zäunen oder Schuttplätzen. Die Klette (Arctium) gehört zur Gattung der Kletten, von denen es etwa 10–14 Unterarten gibt. Sie gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Hierzulande finden wir vor allem die Große Klette (Arctium lappa), die kleine Klette (Arctium minus), die etwas kleinere Blütenköpfe hat, und die Filzige Klette (Arctium tomentosum) mit ihren spinnwebartig-wollig eingehüllten Blütenköpfchen. Die beiden letzteren lassen sich auch zur Heilmittelherstellung verwenden und sind ebenfalls essbar. Wir beschäftigen uns im Folgenden mit der Großen Klette.

Geschichte und Mythologie

Als Heilpflanze findet die Große Klette seit langer Zeit Anwendung, etwa als keimtötende Wundauflage. Dioskurides erwähnte sie bereits im 1. Jhd. n. Chr. in seiner Materia Medica. Die Kelten und Germanen verehrten die Klette und weihten sie Thor, dem Herrscher über Blitz und Donner. Wegen ihrer großen Blätter, der krallenbesetzten Blütenköpfchen und ihrer tiefreichenden Wurzel (Radix Bardanae) sprach man ihr Bärenkräfte zu. Auch aufgrund ihrer blutreinigenden Wirkung schätzte man die Klettenwurzel, sodass sie auf den Bauernhöfen nie ganz ausgegraben wurde.
Der Volksglaube schrieb ihr magische Kräfte und eine starke Schutzwirkung zu. So kam sie etwa bei Räucherungen zum Einsatz. Die Wurzel, in kleine Stücke geschnitten und aufgefädelt als Kette um den Hals getragen, sollte Schutz bieten und galt als unterstützend bei Augenleiden. Als Schutz vor bösen Geistern befestigten die Bauern an Johanni Klettenblätter an den Stalltoren. Kletten am Hausgiebel sollten Haus und Hof vor Blitzschlag bewahren.

Über die Pflanze

Im ersten Jahr bleibt die Große Klette nah am Boden, wächst krautig und bildet eine Blattrosette aus.

Die Große Klette ist eine zweijährige Pflanze. Im ersten Jahr bleibt sie nah am Boden, wächst krautig und bildet eine Blattrosette aus. Halt bekommt sie durch eine lange, spindelförmige Wurzel. Außen braun bis grau, ist sie innen weiß. Die langstieligen, an der Blattunterseite leicht grau-filzigen Blätter sind ei- bis herzförmig und werden bis zu 50 cm lang.
Im zweiten Jahr wächst die Klette in die Höhe und bildet einen kräftigen, langen, geriffelt-kantigen Stängel aus, der sich weit verzweigt und je nach Standort eine Höhe von rund 50–200 cm erreicht. Sowohl Blattstiele als auch Stängel enthalten Mark. Im Juli und August entwickelt die Klette kugelförmige Blütenkörbe auf langen Blütenstandsschäften. Blütenfarbe ist meist purpurrot. Umhüllt sind die Blütenkörbchen mit einer Vielzahl schmaler, grüner Hüllblätter, die stachelig abstehen und am Ende hakig gebogen sind. Mit diesen Widerhäkchen hält sich die Klette kurz an vorbeikommenden Tieren oder Menschen fest. Beim Zurückschnellen werden die reifen Samen aus der Samenkapsel herausgeschleudert. Sind die Blütenköpfe trocken, reißen sie dabei oftmals vom Stängel ab und bleiben im Haar oder an der Kleidung hängen.

Gesunde Inhaltsstoffe

Wegen ihres hohen Anteils an Antioxidantien hilft die Klette, unser Immunsystem zu stärken und uns vor freien Radikalen zu schützen. Wertvolle Inhaltsstoffe sind zudem Bitterstoffe, Schleimstoffe, Tannine und Phytosterole. Auch bietet sie das darmstärkende und blutzuckerreduzierende Inulin, Kalium und Harz. Das antibakteriell wirkende ätherische Öl tut der Haut gut.

Traditionelle Anwendungen

In der Naturheilkunde kamen besonders die Blätter und Wurzeln, aber auch die Samen innerlich und äußerlich zur Anwendung. Die stärkste Heilwirkung entfalten dabei die Wurzeln der Klette.
Klettenwurzelöl wurde etwa zur Kräftigung der Kopfhaut und des Haares empfohlen. Gegen Haarausfall wendete man zudem Tee oder Absud aus in Wasser gekochten, zerkleinerten Klettenwurzeln an, der auf die Kopfhaut aufgetragen wurde.
Weitere Einsatzgebiete sind unter anderem grippale Infekte, Halsschmerzen und trockener Husten, die Klette unterstützt bei Hitzewallungen und Blähungen.

Info: Vorsichtig anwenden

Auch wenn die Klette eine vielfältig einsetzbare Heilpflanze ist, empfiehlt es sich, sie anfangs äußerlich und innerlich vorsichtig, also in kleiner Menge auszuprobieren, um etwaige Nebenwirkungen wie Hautreizungen oder allergische Reaktionen auszuschließen. Bei Unklarheiten fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Heilpraktiker.

Rezept: Klettenwurzelöl fürs Haar

Klettenwurzelöl kann bei Kopfschuppen, Haarausfall und trockener Kopfhaut gute Dienste leisten. Es verleiht dem Haar seidigen Glanz.
Zutaten:

  • Getrocknete Klettenwurzel
  • Bioolivenöl oder Mandelöl

Zubereitung:
Gereinigte Klettenwurzel in kleine Stückchen schneiden und in ein sauberes Schraubglas geben.
Mit dem Öl auffüllen, bis die Wurzelstücke bedeckt sind.
Das Glas 6 Wochen an einen warmen Ort, etwa die Fensterbank, stellen. Ab und zu schütteln.
Danach abseihen, das Öl in saubere, dunkle Fläschchen füllen und beschriften.

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geschrieben von
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