Der Herbst scheint heute zumindest optisch fest in der Hand des Kürbis. Vor allem zu Halloween grinst er uns als Frucht, Dekoration, Süßigkeit oder aus Plüsch entgegen. Doch eigentlich ist die traditionelle Halloween-Frucht die Steckrübe. Lassen Sie sich erzählen, wie es dazu kam.
Einer irischen Legende nach blieben dem Nichtsnutz Jack O’Lantern nach seinem Tod der Zugang zu Himmel und Hölle verwehrt, sodass er auf ewig zwischen den Welten wandern muss. Aus Mitleid erhielt er vom Teufel ein Stückchen Kohle für seinen dunklen Weg, das er in eine ausgehöhlte Rübe steckte und fortan als Lampe mit sich trug. An Allerheiligen, wenn der Sage nach die Grenzen zwischen dem Reich der Lebenden und dem Reich der Toten durchlässig werden, kann man mitunter den armen Jack mit seinem Rübenlicht geistern sehen.
Tatsächlich war es in vielen europäischen Regionen lange Brauch, zu Allerheiligen aus Steckrüben wilde Gesichter zu schnitzen – als Schutz gegen böse Geister. Irische Einwanderer brachten den Brauch mit in die Neue Welt, schnitzten ihre Schutzgeister mangels Steckrüben jedoch aus Kürbissen. Heute hat der Kürbis die Steckrübe längst verdrängt: aus der Halloween-Tradition und als Wintergemüse.
Fast überall hat der Kürbis als Halloween-Dekoration die althergebrachten Steckrübengeister ersetzt – auch weil nur noch wenige Bauern die großen Rüben als Tierfutter anpflanzen.
Die Steckrübe ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen
Dabei war die Steckrübe einst eines der wichtigsten deutschen Wintergemüse. Sie wird ab September geerntet und ist mit ihrem hohen Gehalt an Traubenzucker ein ausgezeichneter Energielieferant. Dazu versorgt sie uns in der kalten Jahreszeit, in der frisches heimisches Obst und Gemüse knapp sind, mit den Mineralstoffen Kalzium, Magnesium und Kalium sowie mit den Vitaminen B1, B2 und C. Es gibt sie klein und rund oder kürbisgroß, von weißlich über gelb bis dunkelrosa, abhängig von der Sorte und der Menge an Beta-Karotin in der Rübe. Während die weißen Sorten überwiegend als Tierfutter angebaut werden, eignen sich die aromatischen gelben Sorten hervorragend für Eintopfgerichte, Suppen und Püree – gerne auch mit Schwarzwurzeln.
Viele Deutsche verdankten ihr Überleben in den furchtbaren Hungerwintern nach dem Zweiten Weltkrieg der Steckrübe – und vergaßen das lebensrettende Gemüse in den Wohlstandsjahren prompt. Zu eng war die Erinnerung an die schlimme Zeit mit der Rübe verknüpft. Erst langsam erobert sich das Gemüse den Platz in unserer Speisekammer zurück. So wunderbare Sorten wie die Pommersche Kannenwrucke oder der Gelbe Apfel bleiben wohl mit dem Großteil der einstmals angebauten Vielfalt verloren, das heutige Angebot beschränkt sich auf einige wenige überlebende Sorten wie die Wilhelmsburger.
Ideal als Schonkost und Babynahrung
Die Steckrübe ist kalorienarm und gekocht als Suppe oder Brei heilsam bei Magen-Darm-Erkrankungen. Je kleiner und praller die Rüben sind, desto feiner schmecken sie auch als Rohkost und ergeben einen vitaminreichen Wintersalat.
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Der Saft der ausgekochten Steckrübe soll sowohl bei Erkältungen helfen als auch bei Gelenkschmerzen. Da die Steckrübe ein stark basenhaltiges Gemüse ist, eignet sie sich als Schonkost, vor allem für jene, die häufig unter Sodbrennen leiden. Ob des hohen Zuckergehalts schmeckt Steckrübenbrei auch schon den Kleinsten, die der hohe Gehalt an Beta-Karotin zusätzlich gegen Infektionen stärkt.