Nicht überall ist der 6. Januar ein Feiertag. Aber in vielen Regionen wird dem Besuch der heiligen drei Könige noch heute mit zahlreichen Traditionen und Bräuchen gedacht.
Ob Caspar, Melchior und Balthasar wirklich hinter einem Stern hergezogen sind, um dem neu geborenen Heiland ihre Aufwartung zu machen, darüber wird bis heute diskutiert. Aber bei uns hat sich das wunderbare Bild tief eingebrannt: Wie die weit gereisten Könige, mit all ihrer Pracht und Fremdheit in den armseligen Stall rauschen, ihre Geschenke überreichen und nach der Referenz wieder abziehen. Das kindliche Staunen über dieses Geschehen hat kaum einer so schön in Worte, Bilder und Musik gefasst, wie Carl Orff mit seinem Krippenspiel der Weihnachtsgeschichte. Hier können Sie kurz in das Geschehen hineinhören.
Die heiligen Könige der Neuzeit: der Brauch der Sternsinger
Heuer müssen sie zuhause bleiben, aber sonst ziehen um den 6. Januar als heilige Könige verkleidete Kinder von Haus zu Haus. Als Sternsinger tragen sie entweder alte Kirchenlieder vor wie „Die heil´gen drei König“ oder „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ oder das jeweils aktuelle Lied des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“, das die jungen Boten jährlich aussendet, um Spenden zu sammeln. Zumindest digital, kann man die Sänger auch in diesem Jahr zu sich einladen.
Rauch und Kreide für ein gesegnetes Jahr
Wenn schon der Segen der Sternsinger ausbleiben muss, können wir ihn uns auf anderen Wegen ins Haus holen. Im Alpenraum gibt es in vielen Haushalten noch ein altes Bügeleisen aus Eisen. Mit glühender Kohle und Weihrauch gefüllt, wandert die Hausherrin damit durch Haus, Stall und Scheune, und bringt den Segen in alle Ecken. Wer keinen Weihrauch mag, findet in der neuen Ausgabe der NaturApotheke 2/21 viele Alternativen. So empfiehlt Hildegard Riedmaier unter anderem Wacholder und Engelwurz als Schutz. Etwas ganz besonderes sind die Räuchermelodien, die wir ebenfalls in der neuen Ausgabe vorstellen.
Die Buchstaben C M B, umrahmt von den Zahlen des neuen Jahres, finden sich in Kreide an viele Haustüren geschrieben. Auch wenn dieser Segen am Tag der heiligen drei Könige angebracht wird, stehen die Buchstaben nicht für die Namen Caspar, Melchior, Balthasar, sondern für den lateinischen Segensspruch „Christus schütze dieses Haus“ (Christus mansionem benedicat).
Die Geschenke der heiligen drei Könige
Lange hat man die Geschenke der heiligen drei Könige symbolisch gedeutet, als Zeichen ihrer Referenz für das Jesuskind. Tatsächlich aber haben die Weisen aus dem Morgenland drei Gaben mit großer Heilkraft gebracht. Zu den Zeiten von Bethlehems Stall waren auch Weihrauch und Myrrhe so kostbar wie Gold, sodass ihr Gebrauch als Heilmittel zwar bekannt, aber nur wenigen vorbehalten war. Daher wurden die Gaben lange als Zeichen der Verehrung gedeutet, und ihr praktischer Nutzen geriet mit wenigen Ausnahmen in Vergessenheit. Eine davon ist der Weihrauch, der in katholischen Kirchen nicht nur mit seinem Duft für die rechte Stimmung sorgt, sondern auch für die Reinigung der Luft.
Gold, Weihrauch und Myrrhe
Die große Legendensammlung des Mittelalters, die Gesta Romanorum, sieht gleich mehrere Allegorien zu den drei Gaben: „Gold bezeichnet den einem König gebührenden Weisheitsschatz, der Weihrauch das ergebungsvolle Opfer und Gebet, die Myrrhe die reinhaltende Kraft der Selbstbeherrschung. Mit der Zahl Drei wurde auch an Noah und seine drei Söhne Sem, Ham und Jafet erinnert, die in ihrer Dreizahl für die gesamte Menschheit standen, denn sie wurden zu den Stammvätern der semitischen, der afrikanischen und der indogermanischen Völker. Und so wurden die drei Magier zu Repräsentanten der drei damals bekannten Erd- teile: Asien, Afrika und Europa.“
Tatsächlich heißt es im Matthäus-Evangelium nur: „Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter, da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.“ Erst die nachfolgende Geschichtsschreibung verpasste den drei Geschenken drei königliche Überbringer.
Lesetipp zu Heilig-Drei-König:
Über die Heilkraft von Gold, Weihrauch und Myrrhe
Bettina Winkler hat im Dezember 2017 im Rahmen der SWR 2 Musikstunde drei wunderbare Sendungen zum Thema gemacht. Leider ist aktuell nur noch ein Manuskript dazu im Archiv des Senders abrufbar.